Bäche sind die Lebensadern unserer Landschaft. Der Birsig fliesst im oberen Birsigtal noch weitgehend natürlich und in
malerischen Mäandern durch das offene Landwirtschaftsgebiet. Gegen die Stadt hin verläuft er aufgrund der früheren Bachkorrektionen zunehmend eingeengter und geradlinig durch das Siedlungsgebiet. Stellenweise, wie hier im kommunalen Naturschutzgebiet Chrummmatten, gibt es wieder etwas mehr Platz – ein Segen für Flora und Fauna. Für Amphibien ist mit der Korrektion des Baches aber auch ein wichtiger Lebensraum verschwunden: Kleine Tümpel und Weiher.
Die Weiher in den Chrummmatten wurden 2007 angelegt und schlossen eine Lücke in der regionalen Biotopvernetzung. Das Netz soll schrittweise weitergeknüpft werden – dazu gehört auch eine gemeindeübergreifende Revitalisierung des Birsig als zentraler Lebensraum und Wanderkorridor im Birsigtal. Die blauen Kreise (siehe Grafik rechts) um die Weiherstandorte kennzeichnen die maximale halbe Ausbreitungsdistanz des Grasfrosches (Radius 500 Meter). Breites Ufergehölz, blühende Magerwiesen
mit Gebüschen und Solitärbäumen, kiesige Pionierflächen und belebte Weiher – solche Naturinseln im Siedlungsraum sind für unsere einheimischen Tiere und Pflanzen unverzichtbare Lebensräume und Wanderkorridore.
Ein aufmerksamer Spaziergang durch die Chrummmatten sorgt das ganze Jahr für Abwechslung. Am aufregendsten ist es im Frühjahr und Sommer, wenn im Ufergehölz die Weiden und Erlen aufblühen, die Singvögel erwachen und in den Weihern die Frösche quaken. Auf und über dem offenen Wasser tummeln sich Wasserläufer, Libellen und viele andere Kleintiere. Im und am Wasser entwickeln sich Kleiner Rohrkolben, Laichkraut und Blutweiderich. In den Feuchtwiesen blühen Sumpf-Storchschnabel, Kohldistel und Kuckucks-Lichtnelke. Rasch werden auch die Kiesflächen um die Weiher herum von Königs- und Nachtkerzen, Wegwarten und weiteren Pionierpflanzen erobert. In den Steinhaufen verstecken sich Amphibien und Reptilien. Auf den Matten blühen Zittergras, Margeriten, Wiesensalbei, Wilde Möhren, Esparsetten, Karthäuser Nelke, Knäuelblütige Glockenblume, Sprossende Felsennelke, Tauben-Skabiose und Thymian. Im Spätsommer wird es ruhiger, dafür beleben noch einmal die Schafe die verblühten Wiesen. Auch im Herbst und Winter gibt es manches zu entdecken: z.B. die bunten Blätter, Früchte und Knospen unserer Bäume und Sträucher oder überwinternde Vögel im blattlosen Geäst.
Wenn die Schafe einmal an der Arbeit sind, sind sie kaum mehr – auch nicht durch Streicheln – aufzuhalten. Unermüdlich grasen sie das Gelände um die Weiher herum ab. Kaum ein Kraut oder Strauch entgeht ihnen: auch keine Brennesseln, Disteln, Dornensträucher, Brombeeren und andere Problempflanzen wie Robinien (Neophyten), die sonst zu überwuchern drohen und die anderen Arten verdrängen. Seit 2014, dem Beginn dieser natürlichen und umweltschonenden Pflege durch Tiere, hat sich das Gebiet im Hinblick auf die Artenvielfalt und den Strukturreichtum sehr positiv entwickelt. Besonders auffällig sind neben der Zunahme der Magerwiesenpflanzen die spontan aufkommenden sog. «Krüppelsträucher» wie Weiden und Wildrosen, die als wertvolle Kleinstrukturen Vögeln, Schmetterlingen, Insekten und anderen Kleintieren als Lebensraumnische, Nahrungsquelle oder Versteck dienen.